„Was für ein Lappen!“
Sind wir ehrlich: Das ist die Reaktion des Publikums, die wir am meisten fürchten.
Wenn es darum geht, einen Vortrag oder eine Rede zu halten, haben wir in erster Linie Angst, Erwartungen zu enttäuschen. Erwartungen der Zuhörer, vor allem aber die eigenen.
Deshalb geht es in diesem Beitrag darum, wie man eine Präsentation so gestaltet, dass sie gut ankommt.
Es sollte nicht überraschen, dass der Erfolg der Präsentation entscheidend von der Vorbereitung abhängt.
Geben Sie dem besten Redner ein Thema, von dem er noch nie etwas gehört hat, und er wird versagen. Was er sagt, mag gut klingen, doch gibt er nur Worthülsen von sich, wenden sich die Zuhörer im übertragenen oder wörtlichen Sinne von ihm ab.
Vielleicht erinnern auch Sie sich an Situationen in der Schule, in denen Sie innerhalb eines kleinen Zeitfensters ein vom Lehrer festgelegtes Thema vorbereiten sollten. Für mich war das ein Horror.
Ich denke da an einen Tag in der neunten Klasse zurück. Physikunterricht. Am Overhead-Projektor (die Älteren erinnern sich …) sollte ich die Funktionsweise eines Relais am Beispiel einer Haustürklingel erklären. Ich war während der „Präsentation“ hauptsächlich mit Zittern und Transpirieren beschäftigt. Irgendwie ging’s vorüber. Nun ja. Immerhin hat der Tag bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Das größte Problem: Mein Publikum bestand aus 2 Lagern:
Fragen Sie 10 Menschen, was eine gute Präsentation ausmacht, und Sie bekommen 10 verschiedene Antworten. Denn – Fun Fact – ein Rede bleibt immer auch Geschmackssache.
Gehen wir also anders an die Sache heran: Wir suchen uns ein Merkmal langweiliger Reden und kehren es ins Gegenteil um.
Der Stimmungskiller Nummer 1 bei Reden ist die Vorhersehbarkeit.
Folgendes Szenario ist nicht abwegig:
Klingt das sinnvoll?
Aber auch wenn das Thema gut vorbereitet und das Publikum interessiert ist, gilt: Nicht nur das Vortragen, auch das Zuhören ist anstrengend. Nach 25 Minuten Konzentration sinkt die Aufmerksamkeit. Manchmal ist es jedoch erforderlich, länger zu sprechen.
Was also tun?
Sehen Sie Ihre Präsentation als Dialog.
Jap, das ist das Geheimnis.
Ein packender Redner schafft es, seine Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, weil er keine Einbahnstraßen-Kommunikation betreibt.
Nicht: Ich bin hier und ergieße mein Wissen über Euch.
Viel eher ist auch ein Vortrag, bei dem Sie natürlich der Experte sind, ein Austausch zwischen Vortragendem und Publikum.
Wie man das anstellt? Nun, beispielsweise so:
Auf der Suche nach guten Einleitungssätzen für einen Vortrag kommt einem natürlich als erstes: „Guten Abend, sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Max Mustermann und das Thema meines Vortrags lautet ‚Wie langweilig kann ein Redeeinstieg eigentlich sein?‘“ in den Sinn.
Machen Sie das nicht. Ehrlich, lassen Sie’s einfach.
Probieren Sie stattdessen folgende Einleitungen für Vorträge:
Sie sehen, die Frage: „Wie fängt man eine Präsentation an?“ ist nicht eindeutig zu klären. Sie haben eine ganze Handvoll Möglichkeiten.
All den oben genannten Einstiegen ist gemein, dass sie in der Lage, sind eine Brücke zum Publikum zu bauen. Nehmen Sie Ihre Hörer für sich ein. Schaffen Sie eine gemeinsame Kommunikationsgrundlage.
„Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“
Haben Sie sicherlich schon einmal gehört. Und Sie werden, so Sie denn noch weiteren Vorträgen lauschen, diese Floskel noch öfter zu hören bekommen.
Gähn.
Fakt ist: Sie wissen nicht, dass Ihr Publikum wirklich aufmerksam war. Und außerdem: Stellen Sie Ihr Licht doch nicht unter den Scheffel! Sie sind die Autorität. Sie sind der Experte für das Thema. Es mag hart klingen, aber wer zu Ihrem Vortrag kommt und nicht aufmerksam ist, ist selber Schuld. Und: Selbst wenn jemand aufmerksam war, ist das noch kein Grund ihm zu danken. Das ist normaler, respektvoller Umgang.
Dem Ende kommt, ähnlich wie dem Anfang, eine zentrale Bedeutung zu. Der letzte Eindruck bleibt. Vergurken Sie’s also nicht.
Wie kann man stattdessen eine Präsentation beenden?
Machen wir’s kurz: Am besten gar nicht.
Wichtig ist ein Rahmen, ein Gerüst, an dem Sie sich orientieren. Die „Zwischenräume“ füllen Sie bestenfalls mit natürlicher Sprache.
Nehmen wir an Sie möchten folgendes sagen: „Wie die letzte Abteilungssitzung gezeigt hat, gibt es immer noch Unklarheiten, was die DSGVO konkret für uns bedeutet.“
Es ist völlig unerheblich, ob daraus im Vortrag schließlich: „Bei der letzten Abteilungssitzung wurde doch ganz deutlich, dass wir nicht wissen, welche Auswirkungen die DSGVO hat“ wird.
Die Idee zählt. Die letztendliche Ausformulierung ist nachrangig. Selbst die Reihenfolge ist nicht in Stein gemeißelt.
Das hilft Ihnen vielleicht auch dabei, nicht ins andere Extrem zu verfallen und alles abzulesen.
Die Menschen möchten einen Redner sehen, keinen Leser.
Ansonsten drucken Sie Ihr Handout für jeden Zuhörer aus, geben es ihm mit nachhause und schenken Sie sich die Vorleserei.
Noch einmal: Es muss nicht dem geplanten Wortlaut entsprechen. Vor allem deshalb nicht, weil Ihr Publikum die Formulierung, die Sie so gerne loswerden möchten, gar nicht kennt. Es wird sie also auch nicht vermissen.
Wichtig sind Kernpunkte. Wichtig sind Übergänge. Wichtig ist Stringenz. Wichtig ist letztendlich der Inhalt.
Damit haben Sie einen kleinen Überblick über das Thema: „Wie halte ich einen Vortrag?“ erhalten.
Wichtig ist: Vortragen ist kein Hexenwerk, keine Wissenschaft. Vor allem Mut gehört dazu. Und Mut ist, wie wir wissen, nicht die Abwesenheit von Angst. Es ist das Überwinden der Angst. Nur so kommen wir weiter.
Und wie das geht – Redeangst überwinden – erfahren Sie im nächsten Beitrag.
Bis dahin gehen Sie raus und reden Sie. Nutzen diese wunderbare Möglichkeit, sich als Expertin oder Experte in Ihrem Gebiet zu positionieren. Lernen Sie dazu und erleben Sie, dass es von Mal zu Mal besser wird. Vorausgesetzt Sie lassen sich darauf ein.
Christian Krauß
Christian Krauß ist Texter, Dozent, Marketing-Mentor und geschäftsführender Gesellschafter bei KLARTEXT – die Kreativagentur.