Als meine Frau im Sommer 2016 einen Kinderladen hier im Saarland eröffnete, war das Konzept bis dahin in der Region einzigartig.
Neben einem Kinderladen mit handverlesenen Spielsachen gibt es ein Veranstaltungsprogramm rund um das Thema Kinder und Familie. Vom Spielkreis über Erste-Hilfe-Kurse für (Groß-)Eltern bis hin zu Bastelangeboten und Veranstaltungen für Babys.
Entstanden ist die Idee, weil es Vergleichbares schlichtweg nicht gab. Weil Mütter Angebote für Babys vergeblich suchten usw. Wie eine Geschäftsidee eben entstehen sollte.
Und innerhalb von knapp 2 Jahren ist eine starke Marke entstanden, die die Zielgruppe saarlandweit kennt. Ein Treffpunkt für Mütter und Familien.
Und ich rede jetzt nicht von einem weiteren Kinderladen.
Ich rede davon, dass ein Großteil des Konzepts übernommen wurde. Ich rede davon, dass eigens kreierte Bezeichnungen für Veranstaltungen 1-zu-1 in anderen Ankündigungen auftraten. Ich rede davon, dass die exakt gleiche Wortwahl in den Webseitentexten benutzt wurde.
Wer selbst einmal ein Unternehmen aufgebaut hat – und sei es auch „nur“ ein kleines oder eine freiberufliche Tätigkeit – der weiß, wie viel Herzblut und Arbeit da mitunter drin steckt. Wie viel Vorbereitung.
Wenn all diese Vorarbeit nun von jemand anderem übersprungen wird, weil er sieht, dass es funktioniert und sich ins gemachte Nest setzt, wie geht man damit um?
Gut, dass Sie fragen. Hier mal ein paar Gedanken dazu, die auch Ihnen und Ihrem Unternehmen helfen können.
Richtig gelesen.
Schlechte Ideen finden keine Nachahmer (oder nur seeehr dumme). Wenn jemand Ihre Ideen, Ihre Konzepte kopiert, scheint er das Potenzial zu erkennen. Er scheint Sie und Ihr Unternehmen zu bewundern. Insgeheim versteht sich. Nicht öffentlich.
Also sollte der erste Schritt darin bestehen, diesen Erfolg zu genießen.
Ganz unabhängig davon, wie viele Kunden Sie schon überzeugt haben: Ihre Konkurrenz haben Sie stark beeindruckt. So stark, dass man so sein möchte wie Sie. Dass man Ihnen nacheifert. Dass man ein Stück vom Kuchen abhaben will.
Das Geheimnis liegt darin, anderen ein Stück Kuchen zuzugestehen und gleichzeitig einen neuen Kuchen zu backen.
Lassen Sie mich das kurz erläutern.
Reisen wir kurz ein wenig zurück in der Zeit.
Am 9. Januar 2007 stellte Steve Jobs das iPhone vor und – das kann man durchaus behaupten – revolutionierte die Art, wie wir miteinander kommunizieren.
Innerhalb von 10 Jahren wurden mehr als 1 Milliarde iPhones verkauft. Das sind neun Nullen an der Eins. Heftig.
Vielleicht lesen auch Sie diesen Beitrag gerade auf Ihrem Smartphone.
Gemerkt? Ich habe im letzten Satz bewusst nicht „iPhone“ gesagt. Zwar ist es durchaus möglich, dass Sie ein iPhone in den Händen halten, aber aus dem iPhone ist längst die Gattung Smartphone geworden. Kleine telefonförmige Computer, auf denen man herumwischt und dank derer man ständig online ist und z.B. durch Instagram weiß, was Tante Karola heute zu Mittag hatte.
Und doch ist das iPhone der Inbegriff des Smartphones. Das Aushängeschild.
In Jahrzehnten wird man in Geschichtsbüchern vom iPhone als Wegbereiter des mobilen Internets sprechen, während die Samsung- und China-Geräte wohl nur eine Fußnote sein werden. Und das obwohl deren Qualität keinesfalls schlechter ist.
Nachahmer hin oder her: Seien Sie Innovator. Seien Sie Ideengeber. Führen Sie, statt zu folgen. Man wird es Ihnen danken und Ihr Unternehmen dankt es Ihnen.
Das iPhone ist nicht seit über einem Jahrzehnt unverändert am Markt.
Mit dem iPhone X ist derzeit die 13. Generation auf dem Markt. Apple war eben nicht nur der erste Anbieter und hat sich auf seinen Lorbeeren ausgeruht, sondern schafft ständig Innovationen und – ganz wichtig – vermarktet diese auch richtig und konstant.
Das Gleiche gilt für Ihr Geschäft. Bleiben Sie am Ball und denken Sie langfristig.
Nur weil Sie derzeit Erfolg haben, weil sich Ihre Produkte verkaufen, Ihre Dienstleistung gefragt ist, heißt das nicht, dass das auch in ein paar Monaten noch der Fall ist.
Standortvorteile können ganz schnell dahin sein. Entweder weil es innovative Konkurrenz gibt, oder weil Nachahmer am Werk sind.
Konstantes Marketing ist der Schlüssel, einen anhaltenden Kundenstrom zu erzeugen.
Und da Marketing mehr ist als tumbe Werbebotschaften in die Welt zu plärren, fragen Sie sich, wie Sie Ihr Marketing be-MERKENs-wert machen. Bieten Sie einen Mehrwert, der die Kunden anzieht. In guten wie in schlechten Zeiten.
Ihre Geheimwaffe tragen Sie stets bei sich.
Sie heißt „Persönlichkeit“.
Ich wiederhole mich: Menschen machen mit Menschen Geschäfte. Nicht mit Unternehmen, nicht mit Zahlen und Fakten.
Wenn es Ihnen gelingt, Ihrem Marketing Persönlichkeit einzuhauchen, binden Sie die Kunden an sich. Sie kommen nicht wegen dem, was Sie anbieten, sondern wegen dem Gefühl, das Sie bei Ihnen erzeugen.
Zeigen Sie Gesicht und geben (ein wenig) von sich preis.
Wie macht man das? Nun, hier nur ein paar kurze Gedankenanstöße:
Erfolgreiche Ideen werden immer kopiert werden.
Nachahmer wollen es sich einfach machen. Sie sind nicht daran interessiert selbst neue Wege zu beschreiten. Sie setzen auf das scheinbar Bewährte. Sie sind keine Entdecker, Erkunder, Anführer. Sie wählen den sicheren Weg.
Lassen wir sie.
Sich den Kopf darüber zu zerbrechen oder gar mit dem Schicksal zu hadern, weil plötzlich Konkurrenz auf der Matte steht, lohnt nicht. Auch wenn die Art und Weise, mit der Nachahmer zur Konkurrenz werden, oft an Dreistigkeit grenzt.
Sehen Sie sich bestätigt: Man mag Ihre Ideen.
Bleiben Sie auf Kurs. Seien Sie interessiert. Bleiben Sie Entdecker. Seien Sie Macher. Seien Sie Anführer.
Seien Sie Vordenker. Kein Nachmacher.
Christian Krauß
Christian Krauß ist Texter, Dozent, Marketing-Mentor und geschäftsführender Gesellschafter bei KLARTEXT – die Kreativagentur.